Sonntag, 7. April 2024

Ungleichseitiger Köper mit dem Weberknecht

 

Weberknecht Kapitel 8

Bisher haben wir für den Weberknecht 3D Druckdateien für Musterscheiben zur Verfügung gestellt, mit denen es möglich ist, gleichseitigen Köper und einige andere Bindungsvarianten zu weben.  Diese Scheiben sind sofort erkennbar an den beiden nebeneinanderliegenden Ketthebern, nach vier Walzendrehungen, also einem Rapport aus 4 Schüssen haben sich hiermit gleich viele Kett- wie Schussfäden gehoben.

 


Jetzt hat Gerd Scheiben für das Weben von ungleichseitigem Köper entwickelt und ich habe damit gerade meinen ersten Webversuch fertiggestellt.

 


Die Weberknecht-Walze habe ich zu Beginn mit einigen Scheiben zum Auffüllen bestückt, dann folgt eine hellbraune Randscheibe für den Stehfaden, danach acht graue Scheiben mit je drei Hebern und für das Mittelstück werden die weißen Scheiben mit nur einem Heber eingesetzt.


 

Beim ungleichseitigen Köper unterscheidet man Kettköper und Schussköper, je nachdem ob auf der Gewebeoberseite hauptsächlich die Kette oder der Schuss sichtbar ist. Außerdem weisen die beiden Gewebeseiten ein unterschiedliches Erscheinungsbild auf, was besonders deutlich wird, wenn für Kette und Schuss verschiedene Garnfarben eingesetzt werden.


 
 
 
Ich habe die Musterscheiben so auf die Walze gebracht, dass der große Mittelteil auf der Oberseite meines Gewebes Schussköper zeigt. Das hat den Vorteil, dass beim Fachwechsel aus jeder Vierergruppe nur ein Kettfaden gehoben wird und die drei anderen im Unterfach liegen. Dadurch wird eine Fehlerkontrolle sehr viel übersichtlicher.


Die Unterseite des Schals zeigt im Mittelfeld Kettköper.



Meinen Schal habe ich mit lindgrünem und lilafarbenen Sisu Garn von Sandnes gewebt, es hat eine Lauflänge von 350 m /100g und ich habe mit 50/10er Scheiben gewebt. 

Im Ergebnis ist ein dichter, warmer Schal entstanden, der einen weichen Griff und noch einen guten Fall hat.

 


Auf der Oberseite sieht man an den schmalen Rändern Kettköper, der nur in der Struktur erkennbar wird, weil dort auch die Kette lilafarben ist. Das Mittelstück zeigt auf der Oberseite deutlich Schussköper.



 

Das Weben ging sehr einfach vonstatten, weil die Walze einfach immer nur in eine Richtung gedreht werden musste und nur eine Schussfarbe gebraucht wurde.

 


In dem kurzen Videoclip  sieht man, wie ich ein kleines Stück webe und dann die Webkante umklappe, so dass man die andersfarbige Unterseite sehen kann.




Nach dem Weben folgt das übliche Fransendrehen, dann das Waschen und Bügeln.

 

 

Hier noch einmal ein Detailfoto der beiden Seiten, links Kettköper, rechts Schussköper im Mittelteil und weniger deutlich erkennbar, das jeweils entgegengesetzte Musterbild an den Seitenrändern.

 



 

Die Bauanleitung für den Weberknecht steht nun für jeden, der die Lizenzbedingungen beachtet, zum Download bereit.

Das Projekt Weberknecht ist lizensiert unter einer 

Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz


Dienstag, 19. März 2024

3D Fächerkamm - Neue Zusammenstellung der Kamm-Elemente

 

 

Dieses Bild war schon im vorhergegangenen Blogbeitrag, Neues vom Fächerkamm, zu sehen.

Es zeigt die Zusammenstellung des Fächerkamms für das hier beschriebene  Projekt.            Ich habe nicht nur an die Webkanten Elemente mit gerade verlaufenden Rieten gesetzt, sondern auch zwei kleine Stücke mit je 8 Schlitzen zwischen die Fächerelemente platziert.

Beim 3D Druck hatte ich die gefächerten Teile mit orangefarbenem Filament hergestellt, das von der Menge her aber nicht mehr für die geraden Teile reichte, die ich dann mit grauem Material gedruckt habe. Diese zufälllig entstandene "Farbkodierung" hat sich als ganz praktisch erwiesen, sowohl beim Entwurf als auch der entsprechenden Neueinteilung des Kamms, daher werde sie wohl beibehalten.


 

Gewebt habe ich wieder mit Cottolin in Kette und Schuss, Einstellung 80/10 = 1 Faden pro Litze, 2 Fäden pro Riet.

Außen stecken beidseitig 24 lilafarbene Fäden in 12 Rieten, in die geraden Mittelstücke passten je 16 Kettfäden in die 8 Riete der schmalen Kamm-Elemente.



Besonders interessierte mich das Aussehen der schwarzen Bereiche beiderseitig der lila Streifen im Stoff, die durch die halben Fächer gebildet werden und ich kann sagen, dass mir diese asymmetrischen Wellen als Gestaltungsmittel recht gut gefallen, damit lässt sich sicher gut weiter experimentieren.  

Wir drucken gerade neue, gerade Elemente mit nur 4 Rieten, um damit einen schmaleren Akzentstreifen setzen zu können.


 

Ich habe auch hier wieder nur mit der obersten und der untersten Kammstellung gewebt und alle 6 cm die Höhe geändert. Bei dieser Verfahrensweise legt sich der Schussfaden direkt nach der jeweiligen großen Höhenänderung anfangs nicht überall dicht genug an den letzten Schussseintrag.

 


Bei den ersten 4-8 Schüssen korrigiere ich das an den Übergangsstellen, durch das Andrücken des Fadens mit einer normalen Gabel. Trotz dieser händischen Nacharbeit geht meiner Ansicht nach das Weben auf diese Art schneller, als beim kontinuierlichen Hoch- und Tieferhängen des Kamms. Außerdem muss man nicht die gewebten Reihen mitzählen, sondern kann einfach die letzte Änderung markieren und dann nachmessen, ob die gewünschte Länge zur nächsten Änderung erreicht ist.


 

Nach dem ersten gewebten Meter habe ich die sehr kontrastreiche Farbgebung dadurch etwas abgedämpft, dass ich statt schwarz einen blaulilafarbenen Schuss eingesetzt habe. 


 

 

Außerdem habe ich den zweiten Teil der kurzen Versuchskette statt in Leinwandbindung in gleichseitigem Köper abgewebt und den Höhenwechsel des Kamms nach jeweils 3 cm vorgenommen.

 


Frisch vom Webstuhl

 


und hier gesäumt, gewaschen und gebügelt - beide Gewebe im Vergleich. 

 



 Leinwandbindung mit schwarzem Schuss.
 
 

 
Köperbindung mit Schuss in blaulila Cottolin.
 
 
 
 
 
 

 

Sonntag, 25. Februar 2024

Neues vom Fächerkamm

 

Vor einem guten Jahr habe ich auf meinem Louet W 70 Webstuhl das erste Mal mit Caras 3D gedrucktem Fächerkamm gearbeitet.

Die einzelnen fächerförmigen Elemente des Kamms, hatte Cara in einen Holzrahmen montiert, den ich mit Texsolvschnüren anstelle des normalen Kamms in den Webstuhl gehängt habe.       Der Kamm hat die Einteilung 40/10, bezogen auf die Mittellage und mein erstes Gewebe war ein Schal. 


Danach folgte ein Cottolin - Läufer, bei dem ich durch doppelten Einzug im Kamm auf 8 Fäden pro Zentimeter kam.

 


Im Herbst habe ich auf dem Louet W 70 in Schweden wieder einen Schal aus Sockenwolle begonnen, der noch etwas darauf warten muss, fertig gestellt zu werden.



Bengt, der Mann einer schwedischen Webfreundin, hatte die Idee, die einzelnen Elemente für den Fächerkamm so zu modifizieren, dass sie sich besser zusammensetzen lassen.


 

Statt der fächerförmigen Einzelteile drucken wir nun Rechtecke mit je einem halben Fächer und Schwalbenschwanz-Verbindungen, zum besseren Zusammenhalt. 

Dadurch sind auch ungewöhnliche Zusammenstellungen möglich, wie bei diesem kleinen Kamm, der aus 3 Probestücken besteht.




Die neue Form macht es zudem möglich die Fächerteile mit Rechteck - Elementen zu verbinden, die parallel verlaufende Schlize haben, um so sog. Hybridkämme zu schaffen.

 


Um unterschiedliche Kammteile kombinieren zu können, hat mein Mann mir einen hölzernen Wechselrahmen gebaut.          

Hier habe ich schon die Anordnung für mein nächstes Projekt zusammengesetzt, 

Dieses Kammstück wird dann in die Nuten der Holzleisten gesetzt, die mit Hilfe von Gewindestangen und Muttern zusammengehalten werden.

 

 

Beim ersten Webversuch mit dem neuen Fächerkamm, habe ich mich von Material, Muster und Farben der Handtücher, die ich im vorhergegangenen Beitrag gezeigt habe, inspirieren lassen. 

 


Für das neue Gewebe habe ich aber nur hellblau und dunkelblau in der Kette verwendet.


 

Die Fächerkammelemente sind ganz klassisch angeordnet, aber an den Webkanten habe ich  die dunkelblauen Fäden in Elemente mit parallel laufenden Schlitzen eingezogen, um einen geraden Randabschluss zu bekommen.

Der Kamm hängt, wie schon bei meinem Louet 70 in Virserum, an Texsolvschnüren.  Diese liegen bei dem kleinen Glimåkra Webstuhl einfach in den Kerbenblöcken für die Kammlade.


 

Die 2,80 m kurze Versuchskette hat immerhin für zwei Läufer gereicht, die ich in Leinwandbindung gewebt habe.

Die Höhe des Kammes habe ich nicht kontinuierlich geändert, sondern den Fächerkamm nur alle 6 cm von der höchst möglichen Stellung in die niedrigste gebracht. Gleichzeitig habe ich farblich anderes Schussgarn verwebt. 

 


 

Die kurzen Wellen kamen fast automatisch zustande. In den ersten Schussreihen muss man an einigen Stellen ein bisschen nachhelfen, damit sich der Faden glatt anlegt. Dafür benutze ich eine einfache Gabel. Ich finde, dass diese Methode trotz der anfänglichen Handarbeit schneller geht, als das Reihenzählen und dauernde Umstecken der Texsolv-Pfeilstecker. 

Aber jeder Fächerkammweber hat seine eigene Methode :-)

 


Im Detailbild kann man gut das einfache Farbeffektmuster eerkennen, das durch den Einzug von jeweils einem hellblauen und einem dunkelblauen Kettfaden entsteht.


 

Auch beim zweiten Läufer habe ich die Höhe des Kamms beim Anschlagen alle 6 cm geändert aber seltener einen Farbwechsel vorgenommen.

 


Leider blieb dann nur noch ein kleiner Kettrest übrig, den ich in Köperbindung abgewebt habe.


 

Dieses kleine Musterstück finde ich interessant genug, um bei einem der nächsten Gewebe mit Köperbindung zu experimentieren.



Für diejenigen, die Lust bekommen haben, das Weben mit dem Fächerkamm auszuprobieren und nicht direkt einen teuren Fächerkamm kaufen möchten oder können, habe ich bei Thingiverse die notwendigen Dateien zum 3D Drucken der verschiedenen Kamm - Elemente eingestellt.

Für den abgebildeten, einfachen Holzrahmens sind nur 2 Leisten mit jeweils passender Nut zur Aufnahme der Kamm - Elemente, sowie 2 Gewindestangen mit passenden Mutern nötig.

Mein Fächerkamm ist ein sog. Remix von Caras Fächerkamm. die beiden unterscheiden sich dadurch, dass Caras Kamm so konzipiert ist, dass er in die Weblade eingesetzt werden kann. Die einzelnen Elemente werden dafür mit Verbindern und Schrauben zusammengehalten. 

Beim Weben wird dann die ganze Weblade gehoben oder gesenkt.


 





Mittwoch, 14. Februar 2024

Glimåkra Webstuhl im Miniformat

 

Ich habe im letzten Herbst einen wirklich platzsparenden Glimåkra Trittwebstuhl geschenkt bekommen.

In einem Glimåkra Katalog von 1960, ist neben dem großen Standard Webstuhl und dem kleineren Ideal ein weiteres Modell zu sehen, das den Namen Hobby trägt. Es entspricht im Aussehen zwar nicht genau meinem Neuen, hat aber den gleichen Fußabdruck von 77 x 80 cm und besitzt auch keinen Kniebaum. Es könnte sich also durchaus um ein Vorläufermodell meines Webstuhls handeln.

 


Die geringe Webbreite meines Webstuhl, von 60 cm, ist nicht ungewöhnlich, denn früher gab es auch den Ideal mit diesem Innenmaß. Interessant ist vielmehr, dass der neue Webstuhl nicht nur kürzer als der kleine Ideal ist, sondern mit einer Höhe von nur 140 cm inclusive eingehängter Kammlade, auch niedriger.



Mit seinen Maßen entspricht dieser ältere Mini - Webstuhl bei den modernen Trittwebstühlen am ehesten dem Glimåkra Julia Webstuhl, den es sowohl als Rollenzug- als auch als Kontermarschwebstuhl aktuell zu kaufen gibt. Auf dem Bild ist gut zu sehen, dass auch dieser Webstuhl keinen Kniebaum braucht.


Foto: www.gavglimakra.se/en/julia/

Mein Neuzugang war mit Wippen für 4 Schäfte und mit 4 Tritten ausgerüstet. Da der kleine Julia Webstuhl aber offenbar mit Kontermarsch und 8 Schäften funktioniert, haben wir den Glimåkra Mini auch entsprechend aufgerüstet.

 


Zuerst hat mein Mann die einfache Aufnahme für die 4 vorhandenen Querschemel durch einen breiteren und längeren Rahmen ersetzt, der jetzt in zwei Ebenen die insgesamt 16 Querschemel aufnehmen kann.



Dann wurde der obere Balken, an dem die Wippen befestigt waren, gegen einen Rahmen mit Kontermarsch -Wippen ausgetauscht. 

Einen Kontermarsch-Bauplan habe ich im Dezember 2013 auf diesem Blog veröffentlicht.

 


Der Webstuhl ist so niedrig, dass ich im Sitzen auf die Seitenteile gucken kann. Das brachte mich im Verlauf des Webens auf die Idee, ihn noch mit einer Ablage, mit untergebauter LED-Lichtleiste zu versehen. Mittig auf die Lichtblende haben wir ein kleines Metallblech aufgeklebt, so dass dort mit Hilfe kleiner Magnete, Webnotizen befestigt werden können.



Schließlich wurde es Zeit für einen Testlauf.

 


Als erstes habe ich Handtücher gewebt, nach einem Muster aus Jane Stafford´s School of Weaving, Season 2.  Es ging in der Lektion um Helligkeitsabstufungen und ich habe mich bei der Kette farblich in etwa nach Janes Vorgaben gerichtet, weil ich die entsprechenden Farbtöne, dunkelblau und hellblau sowie hellgrau und schwarz in meinen Cottolin-Vorräten hatte.

 

 

Mit 4 Schäften und 6 Tritten funktionierte die Kontermarscheinrichtung auf Anhieb und ich konnte sowohl Köper als auch Leinwandbindung weben. Die ersten beiden Handtücher habe ich in der gleichen Farbreihenfolge wie die Kette gewebt, einmal in Leinwandbindung und einmal in Köperbindung.

 


 

 Darauf folgte ein hell- und dunkelblau gestreiftes Köperhandtuch. 

 



Danach habe ich die Kette in Leinwandbindung mit allen möglichen, mir farblich passend erscheinenden  Cottolin - Restspulen abgewebt.

 

 

Entstanden sind insgesamt 5 Handtücher und ein kleiner Läufer.